Dienstag, 28. März 2017

Messebericht [1] - Buchmesse und Cosplayer ~ Passt das zusammen?


Hallo Ihr Lieben!

Eigentlich wollte ich heute meinen Messebericht zur #LBM17 veröffentlichen. Aber wie es oft so ist, kam mir etwas dazwischen. Vielleicht bist du ja auch schon über den kontroversen Artikel von Carsten Otte (SWR2) mit dem Aufmacher "Kein Ort für nackte Hasen" gestolpert. Nein, dann schau mal hier.

Im Grunde ist der Artikel gut geschrieben, doch der Inhalt brachte mich stark zum Nachdenken und muss ehrlich gestehen: "Ich sehe das nicht so, Herr Otte!". Sollte eine Buchmesse wirklich nur noch für "literarisch und politische Diskussionen" veranstaltet werden? Darf Literatur nicht auch Spaß machen?

Wenn man zwischen den Zeilen des Herrn Otte liest, kommt auch eine zarte Verunglimpfung der fantastischen Literatur zum Vorschein. Denn was bitte schön meint Herr Otte mit "die unterschiedlichsten Bücher und um jene Produkte, die nur am Rande etwas mit dem gedruckten Wort zu tun haben. Es gibt verschiedene Bühnen, auf denen gute und weniger ambitionierte Literatur vorgestellt, ernste Themen verhandelt, aber auch Klamauk und kulturindustrieller Hokuspokus präsentiert werden."  

Es gibt so viele verschiedene Genre mit Subgenre, selbst ich sehe da teilweise schon gar nicht mehr durch und bei vielen Büchern habe selbst ich Schwierigkeiten, diese einem bestimmten Genre zuzuordnen. Darf man etwa aus seiner Sicht keinen Spaß mehr beim Lesen haben? Darf Literatur nur noch "höchst intellektuell" sein?


Da stellt sich mir die Frage: Soll nun zukünftig nur Bücher und Autoren auf Buchmessen zu finden sein, die Herrn Ottes Ansprüchen dienen? Es gibt so viele Menschen und jeder hat einen anderen Lesegeschmack. Auch ich habe ständig mit meinem Vater Diskussionen über unseren verschiedenen Lesegeschmack. Und das ist auch gut so! Sind Fantasy-Bücher oder humoristische Bücher denn keine Literatur. Darf man an Literatur keinen Spaß mehr haben. 

Warum sollte die "Manga-Comic-Con" von der Leipziger Buchmesse weichen? Gerade die macht doch die Buchmesse zu etwas Besonderen. Ich fand es toll so manchen Cosplayer als einen Buchcharakter meiner gelesen Bücher zu erkennen und zu begegnen, wie hier zum Beispiel "Alice mit ihrem Hasen", auch dem Hutmacher (leider kein Bild) sind wir begegnet. Und nein, nicht alle sind halbnackt. 


Viele Cosplayer stecken unheimlich viel Arbeit und Zeit in ihre Kostüme. Und ich will nicht wissen wie lange so manch Cosplayer benötigt, um im fertigen Kostüm durch dich Gegend zu laufen. Ich finde auch, dass gerade die Cosplayer die Leipziger Buchmesse aufwerten. 

Im Grunde finde ich es auch eine Frechheit zu behaupten, dass die Cosplayer sich nicht für Literatur interessieren würden. Woher haben sie dann ihre Idee für ihr Kostüm? Außerdem bin ich Cosplayern nicht nur in Halle 1 begegnet sondern auch in den anderen Hallen.

Und da sind wir auch wieder bei dem Thema: "Was ist eigentlich Literatur?"

Die Definition von Literatur ist nicht ganz einfach, obwohl jeder sofort versteht, was gemeint ist, wenn von literarischer Bildung, von Literaturkritik, Literaturangaben oder weiterführender Literatur die Rede ist. Literatur hängt sowohl von historischen Einflüssen als auch von individuellen Sichtweisen ab. 

Das dtv-Lexikon definiert Literatur neutral: Im engeren Sinn ist Literatur das, was andere nach verschiedenen Kriterien ordnen: 

Literatur: [lat.] Gesamtheit der schriftlich niedergelegten Äußerungen, im engeren Sinn das gesamte schöngeistige Schrifttum. Die Literatur wird nach Epochen, Völkern oder Sachgebieten geordnet ..."

Ganz im Gegensatz dazu bestimmt unser wohl bekanntester Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (1920 - 2013) die Literatur im Blick auf die Leser:

Literatur muss Spaß machen. Sie soll den Menschen Freude, Vergnügen und Spaß bereiten und sogar Glück. ~ Spiegel 25/2001


Reich-Ranicki bricht mit der hierzulande so beliebten Unterscheidung von "Höhenkamm- und Unterhaltungsliteratur". Es gilt, so Reich-Ranicki, mit guter Literatur zu unterhalten, freilich auf intelligente Weise. Durch Literatur lernen wir uns selber besser verstehen. "Bücher lesend", so heißt es in seiner Autobiografie Mein Leben, wollen wir "vor allem uns selbst verstehen."

Das bringt mich zu dem Schluss, dass Herr Otte sich vielleicht noch mal die Definition von Literatur zu Gemüte ziehen sollte, das sei nur am Rande bemerkt. Schließlich darf ja jeder seine eigene Meinung haben. Ich für mich hoffe auf jeden Fall, dass auch zukünftig auf der Leipziger Buchmesse viele wundervoll anzuschauende Cosplayer zu sehen sind.


Wie siehst du das?
Passt die "Manga-Comic-Con" auf eine Buchmesse?


9 Kommentare:

  1. Ich finde die Combi von LBM und ComicCon einfach nur Klasse. So bekommt man auch etwas fürs Auge. Und man trifft die interessantesten Leute. 😀

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    1. Hallo Booklover,
      Mir gefällt die Combi auch sehr und macht den Messebesuch irgendwie auch zu etwas Besonderen. Auch wenn ich nicht jede Verkleidung zuordnen kann, freue ich mich immer wenn ich ein Kostüm entdecke und weiß wer dargestellt wird. 😉💜
      Liebe Grüße,
      Sandsch

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  2. Ich seh das ganz genau so wie du Booklovers. Es gehört einfach dazu. Die Combi aus LBM und MCC in Leipzig ist einfach gesagt im Osten von Deutschland einer der größeren Events wo sich Cosplayer treffen können.

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    1. Hallo,
      ja, da gebe ich dir vollkommen recht. Die Combi zwischen Buchmesse und MCC machen die LBM zu etwas Besonderen <3
      Liebe Grüße,
      Sandsch

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  3. Oh ja, es gehört einfach zusammen und wer sagt, dass Mangas nicht auch Literatur sind? Und ernst ist ja nicht jedes Belleristikbuch. Alles was den Menschen begeistert und ihn dazu bringt zu lesen ist doch wunderbar und hat dort durchaus seinen Berechtigungsplatz und ich bin jedes Mal sehr fasziniert von allen Cosplayern, vor allen denjenigen, die so viel Herzblut in ihre Kostüme legen und ja manche sind ganz schön nackig, aber doch nicht alle. Am Ende muss jeder selbst entscheiden wie viel er zeigen mag. Ich mag beide Welten und für mich gehören sie definitiv zusammen!

    Liebste Grüße,
    Vivka

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    1. Hallo Vivka,
      Danke für dein Feedback. Und ja so sehe ich das auch ... die LBM und die MCC gehören einfach zusammen. Und laut Definition ist jedes geschriebene Wort Literatur ... und ich kenne mich zwar mit Mangas nicht ganz so gut aus ... aber auch da werden Geschichten erzählt, nur hier noch mit dem Besonderen, dass nicht nur schriftlich sondern auch bildlich die Geschichte erzählt wird.
      Und ja, die zwei gehören zusammen und ich hoffe auch, dass es so bleibt <3

      Liebe Grüße,
      Sandsch

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  4. Ich finde ohne die ComiCon wäre die Leipziger Buchmesse nur ein kleinerer Abklatsch von Frankfurt. Die Cosplayer bereichern das Ganze.

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    1. Hallo Katharina,
      Danke für dein Feedback. Ich bin auch der Meinung, dass gerade die Manga-Comic-Con die LBM zu etwas Besonderen macht. Und ich finde es toll, das die Cosplayer die LBM irgendwie auch zum Leben erweckt ... wenn man doch den ein oder anderen Buchcharakter erkennt ;) <3

      Liebe Grüße,
      Sandsch

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  5. Huhu!

    Den Artikel kannte ich noch nicht, aber es wird ja immer wieder angezweifelt, ob Manga jetzt Literatur sind oder nicht, und ob Literatur jetzt ernsthaft sein muss oder nicht...

    Ich gucke mir Cosplay sehr gerne an, ich könnte mir höchstens vorstellen, dass es im Gedränge einer Buchmesse vielleicht oft etwas schwierig werden könnte, wenn das ein oder andere Cosplay durch Props wie Schwerter oder Flügel etwas "sperrig" ist? Ich war ewig nicht mehr auf einer Messe, aber früher war ich ein paar Jahre lang regelmäßig auf der AniMagic, als sie noch in Koblenz stattfand, und da war oft überhaupt kein Durchkommen mehr!

    Ich denke mal, es wird Cosplayer geben, die vielleicht gar nicht lesen und ihre Kostüme nach Serien und Filmen gestalten, es wird solche geben, die nur Comics und Manga lesen, und dann wird es auch welche geben, die auch "anspruchsvolle" Literatur lesen, was dann wieder ein anderes Streitthema ist, wie du ja schon angesprochen hast.

    Aber ich sehr das eigentlich alles recht locker. Für mich ist das so wie mit dem WGT, was ja auch jedes Jahr in Leipzig stattfindet. Ich fahre aufs WGT, um Musik zu hören und Lesungen zu besuchen, aber viele fahren aufs WGT, um ihre Gewandungen zu präsentieren oder fünf Tage am Stück Party bis zum Abwinken zu machen, und solange jeder den anderen machen und ein bisschen Toleranz walten lässt, ist es doch eigentlich alles gut.

    Ich habe diesen Beitrag HIER für meine Kreuzfaht durchs Meer der Buchblogs verlinkt!

    LG,
    Mikka

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